Forwarded from Martin Reisenegger
Hallo,
ich möchte auch ein bisschen von meinem Senf dazugeben...
Mein Hintergrund ist etwas anders als die Meisten in dieser Gruppe, daich als deutschsprachiger in Chile lebender eine etwas andere Umgebung hatte.
Wir hatten anfangs nur schwarz-weiss TV und nur einen Kanal, den staatlichen "Televisión Nacional". Schon als 7-jähriger, als der damalige Präsident 4 Stündige Ansprachen hielt, fiel mir auf, dass das Fernsehen als politisches und ideologisches Werkzeug benutzt wird. Die Spielfilme und Serien, meistens aus den USA, vermittelten mir mit seltenen Ausnahmen, den Eindruck, dass es keine normale Familien gibt, dass überall Raub, Mord, Waffen und vieles mehr gang und gäbe ist, was ich in meinem Umfeld keineswegs bestätigen konnte. Obwohl ich viele Stunden Fernsehen und Unmengen von Spielfilmen sah, entstand da immer eine gewisse Entfernung, die ich heute als kognitive Dissonanz bezeichnen würde. Es ärgerte mich immer, wenn zum Beispiel ein kleiner Junge seinen Eltern nicht gehorchte um irgendetwas zu machen, was eigentlich gefährlich war, um am Ende als der Held da zu stehen. Somit wurden die Eltern diskreditiert und der kleine Dickkopf als das Richtige, die Eltern aber in ihrem Recht das Kind zu erziehen als dumm, falsch oder nicht berechtigt dazu dargestellt wurden.
Auch die Patchwork-Familien die im Fernsehen gezeigt wurden, kamen mir etwas bizarr vor.
Als ich schon nicht mehr ein Kind war, störte es mich dass in den Spielfilmen immer jede mit jedem in jedem Film im Bett zusammen waren. Mein Schluss daraus war, dass in Hollywood bewusst eine andere Ansicht über die Familie und das zusammenleben gefördert wurde.
Irgendwann fiel mir dann auf, dass in jedem Film (aus de USA zumindest) immer ein Guter und ein Böser auftraten und es kommen immer die gleichen Szenen vor:
1) Eine Verfolgungsjagd in der der Gute vom Bösewicht (oder auch umgekehrt) verfolgt wird. Manchmal zu Fuß oder auch im Auto, Rennwagen, Motorrad, Flugzeug oder was auch immer.
2) Ein Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Der Kampf kann mit Fäusten, Pistolen, Maschinengewehren, Pfeil und Bogen oder welchen Waffen auch immer stattfinden.
3) Die Szene in der der Hauptdarsteller mit seiner Freundin zusammen schlafen.
Das Ganze natürlich mit einem Haufen Werbung. Zum Teil war die Sendezeit des Filmes und die der Werbung ungefähr gleich lang. Ich machte es mir zur Gewohnheit bei den Werbungen den Ton auszuschalten und mich eine Weile zu unterhalten, das Geschirr abzuwaschen, Hausaufgaben zu machen oder die Minuten anderwärtig nützlich zu gestalten.
Nachdem mir dieses Muster irgendwann zu langweilig wurde schaute ich nur noch gelegentlich Spielfilme und oft die Nachrichten.
Auch bei den Nachrichten fiel mir auf, das Diese immer irgendwie - ich kann es schwer in Worte fassen - Tendenziös waren. Es wurde immer eine recht linke politische Haltung und Meinung vertreten, was mir sehr gegen den Strich ging.
Als ich dann, als 16-Jähriger für 6 Monate zum Schüleraustausch nach Deutschland kam, fand ich die öffentlich rechtlichen Fernsehsender die praktisch ohne Werbung senden, einerseits sehr interessant aber zum anderen erkannte ich vielmals die Absicht einer politischen Agenda, die Meinung in eine Richtung zu biegen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Dieser Eindruck verstärkte sich dadurch dass ich zum Beispiel Plakate entdeckte, die die gleichen Themen ansprachen wie im Fernsehen. Ja sogar auf Briefmarken war manchmal das gleiche Thema wie im Fernsehen und auf den Plakaten. "Das kann doch nur politische Indoktrinierung sein!" dachte ich mir damals (im Jahr 1980) schon.
Solche Sachen fallen einem nur auf, wenn man diese Meinung NICHT vertritt. Solange man damit einverstanden ist, bemerkt man das nicht. Zum Beispiel störte es mich sehr, dass man in Deutschland nicht stolz darauf sein kann, Deutscher zu sein. In Chile ist es selbstverständlich, ja sogar Pflicht, zum Jahrestag der Unabhängigkeitsfeier die Flagge vor dem Haus zu hissen und für mehrere Tage oder Wochen zu zeigen. Für so etwas wurde ich in Deutschland sogar ausgelacht.
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