Drehtür für Verbrecher

Die Entnazifizierung scheiterte auch an der juristischen Aufarbeitung persönlicher Mitschuld.

Als in der Nacht zum 7. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet wurde, war der letzte Kampf gegen das nationalsozialistische „Dritte Reich“ noch lange nicht geschlagen. Den Krieg mussten die Alliierten nun nicht mehr gewinnen, wohl aber die Herzen der Deutschen. Es galt, ein Bewusstsein für die Verbrechen des NS-Regimes zu schaffen, diese Verbrechen zu sühnen und aufzuarbeiten — auf dem schmalen Grat zwischen Anklage und Versöhnung. Eine zentrale Frage drängte sich auf: Wie demokratisiert man eine Bevölkerung, die über Jahre hinweg in einer totalitären Gesellschaftsordnung indoktriniert und radikalisiert worden ist? Und wo fängt man an, wenn doch zunächst einmal jeder Deutsche unter Generalverdacht stehen musste, sich diesen Bemühungen zu verweigern oder sie sogar zu sabotieren? Diese Dilemmata spiegeln sich insbesondere in den Spruchkammern wider, jenen Institutionen, welche die Aufarbeitung und Verurteilung nationalsozialistischer Verbrechen juristisch vollziehen sollten. Aus der Geschichte lässt sich lernen.

von
Aaron Richter

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