Die fünfte Gewalt

Während sich die Leitmedien als Sprachrohr eines immer totalitärer auftretenden Systems gebärden, bemühen sich neue Medien um Wahrheitsfindung und Perspektiven.

„Wenn die Feder mächtiger ist als das Schwert, sind Nachrichtenmagazine die eigentlichen Waffenlager unserer Zeit.“ Mit dieser Feststellung traf der 2015 verstorbene Aphoristiker Erwin Koch ins Schwarze. Denn es gibt Medien — neue, freie, unabhängige und alternative Medien — und einen Propaganda-Apparat. Die an Konturen gewinnende Trennlinie zwischen den beiden Domänen zeichnete sich im Zuge der vergangenen drei Jahre deutlicher ab denn je. Während sich die neuen Medien um Wahrheitsfindung, Objektivität, Kontextualisierung, Fakten und eine holistische Analyse aktueller Themen bemühten, fungierten die Leitmedien der Deutungseliten als willfähriges Sprachrohr eines kontinuierlich totalitärer auftretenden Systems — als Propaganda-Posaunen. So wurde alles, was nicht der unisono ventilierten Einheitsmeinung des postmodernen Kollektivismus entsprach, von einer über Agenturmonopole gleichgeschalteten Presse als Falschinformation gebrandmarkt. Autoren, die sich erdreisteten, inhaltlich aus der Reihe zu tanzen, wurden verunglimpft, geächtet und sozial isoliert. Diskursbereitschaft und das Recht auf Gegenrede waren passé. Eine institutionelle Zensur ungekannten Umfangs verengte den Debattenraum derart, dass den Unsrigen außer ein paar schmalen Fluchttunneln und Luftschlitzen nichts mehr blieb.

von Tom-Oliver Regenauer

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