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Das keltische Baumhoroskop hat seinen Ursprung im Buch The White Goddess, erschienen 1948 (deutsch Die weiße Göttin, 1981) des britischen Schriftstellers und Dichters Robert Graves, in dem der Autor durch eine meist willkürliche etymologische Zuordnung von Ogham-Zeichen zu einzelnen Bäumen einen keltischen Baumkalender, genannt auch Keltischer Baumkreis (gemäß dem „Astrologen“ Michael Vescoli[2]) und Lebensbaumkreis, entwickelte. Dabei kommen bei der Bezeichnung der einzelnen Schriftzeichen zwar einige Baumnamen vor, ein Großteil der Bezeichnungen ist jedoch anderen Ursprungs. Graves verwendete für seine Spekulationen nämlich die nicht-oghamische Mönchsschrift Cló gaelach, die in vereinfachter Form heute die offizielle Schrift der Irischen Republik ist.[3][4]

Die heute bekannteste Form dieses Horoskops geht auf eine Artikelserie der französischen Journalistin und Regisseurin Paula Delsol (* 1923; † 2015) zurück, die 1971 im Auftrag des Mode- und Lifestyle-Magazins „Marie Claire“ eine Reihe von Horoskopsystemen erfand, die „alten“ Kulturen nachempfunden waren. Unter anderem entwickelte Delsol nach eingehenden Studien der jeweiligen Kulturen (sic!) ein mittlerweile auf Deutsch erhältliches „arabisches“ Horoskop (Horoscopes Arabes), ein ebenso frei erfundenes „tibetisches“ Horoskop (Horoscopes Tibetains) und ein offenbar Robert Graves nachempfundenes „keltisches“ Baumhoroskop (Horoscopes Gauloises). Die von Delsol entwickelten Horoskop-Systeme erschienen erneut 1981 als Sammelband.[5]

1984 erschien das Baumhoroskop unter dem Titel Bäume lügen nicht. Das keltische Horoskop (herausgegeben von Annemarie Mütsch-Engel im Verlag Bert Schlender, Göttingen) erstmals in deutscher Sprache.[6] Diese Ausgabe des Buches berief sich vorerst auf eine „uralte“, tatsächlich jedoch erfundene Texttradition. In später erschienenen Lizenzausgaben anderer Verlage wurde sogar von einer alten Handschrift in einem polnischen Kloster berichtet, die in einer Übersetzung dem Buch beiliege.[7]

In einem sich bis zum deutschen Bundesgerichtshof hinziehenden Streit um Fragen des Urheberrechts und das Recht zur Weitergabe der Verwertungslizenzen (Urteil vom 27. Juni 1991, 1. Zivilsenat, Aktenzeichen I ZR 7/90) musste die reale Geschichte des „keltischen“ Horoskops offengelegt werden. Hierbei stellte sich heraus, dass die deutsche Ausgabe auf einem Artikel in einem polnischen Gartenkalender basierte, der wiederum eine Übersetzung des „Keltischen“ Horoskopes war, das Paula Delsol für „Marie Claire“ kreiert hatte. Ein Übersetzungsfehler, der den in Polen unbekannten, im Frankreich aber weit verbreiteten Zürgelbaum (lateinischer Name Celtis australis aus der Familie der Hanfgewächse) zur Zeder machte, war der Beweis. Die Zeder (lateinisch Cedrus) war den Kelten unbekannt und wurde erst im 17. Jahrhundert in England angepflanzt. Aufgrund dieses Fehlers ist die Zeder bis heute Bestandteil der meisten „keltischen“ Baumhoroskope im deutschsprachigen Raum geblieben. Dafür fehlt die tatsächlich in der keltischen Mythologie belegte, als heilig angesehene Eibe im Horoskop.[8][7] Nach dem Bekanntwerden der modernen Quelle des Horoskopsystems schrieb der deutsche Tarot- und Esoterik-Autor Bertram Wallrath, der anfänglich noch die Authentizität des „keltischen“ Baumhoroskopes verteidigt hatte, dass es dennoch

[…] geradezu kongenial die Gefühlswelt der keltischen Gallier und ihrer Beziehungen zu dem Bäumen widerspiegelt. So könnte also ein keltisches oder gallisches Horoskop ausgesehen haben, wenn es eine gesicherte Überlieferung gäbe.[7]
1998 veröffentlichte Wallrath Das echte keltische Baumhoroskop, in dem er die Zeder wieder durch den Zürgelbaum des französischen Originals ersetzte.[9] 2001 folgte Das keltische Baum-Horoskop[10], 2004 veröffentlichte er mit Leah Levine „Das keltische Baum-Tarot“[11], sowie 2005 Das keltische Baum-Horoskop der Liebe.[12] Das Keltische Baum-Horoskop wurde bei Amazon.de wie folgt beworben:
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