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Jens Berger - NachDenkSeiten – Wir sind die Niedersachsen – seekrank und planlos
Obwohl Niedersachsen so gut wie kaum ein anderes Bundesland durch die Pandemie gekommen ist, prescht die Landesregierung in Hannover derzeit mit einer chaotischen Corona-Regelung nach der anderen vor. Der neueste Geniestreich: Im Land mit den bundesweit niedrigsten Inzidenzen gilt seit letzter Woche flächendeckend 2G-Plus für „Ungeboosterte“. Wer doppelt geimpft ist, darf nur dann ein Restaurant, einen Friseursalon oder eine Kultureinrichtung betreten, wenn er sich gegen das Virus testen lässt – ein Prozedere, das in den meisten Fällen ohne immense Warteschlangen und kilometerweite Umwege gar nicht möglich ist. Somit gibt es in Niedersachsen faktisch einen Lockdown auch für Geimpfte. Die Anreize, die mit dieser Regelung gesetzt werden, sind fatal und in jeglicher Sichtweise kontraproduktiv. Von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Mein Landkreis meldet zurzeit eine Inzidenz von 147 und zählt damit zu den zwanzig bundesweit am wenigsten von Covid 19 betroffenen Kreisen. In den Krankenhäusern liegen gerademal zwei testpositive Intensivpatienten. Dennoch ist es seit letzter Woche auch Geimpften de facto nicht mehr erlaubt, ins Restaurant zu gehen. 2G-Plus heißt die Parole, die von der Landesregierung ausgegeben wurde. Das heißt, Ungeimpfte haben generell keinen Zutritt zu Cafés, Kneipen, Restaurants, Hotels, Sportstätten, Theatern, Kinos, Fitnessstudios, Friseursalons oder Kosmetikstudios und selbst für die kommenden privaten Silvesterfeiern müssen Umgeimpfte zu Hause bleiben.

Für Geimpfte und Genesene sieht die Lage aber nur auf dem Papier besser aus. Denn 2G-Plus heißt, dass Geimpfte nur dann Zutritt zu den genannten Angeboten haben, wenn sie einen tagesaktuellen negativen Test vorweisen können. Und selbst wer mit Freunden Silvester feiern will und geimpft ist, muss laut Landesverordnung einen aktuellen Test vorlegen und mit FFP2-Maske feiern. Selbst wenn man diese Schikane mitmacht, sind diese Tests aber gar nicht so einfach zu bekommen. Die vorhandenen Testkapazitäten sind nämlich bereits durch die 3G-Regelung am Arbeitsplatz mehr als ausgelastet. Nun kommen also zu den Ungeimpften, die den Testbescheid zwingend brauchen, um ihrem Broterwerb nachzugehen, noch die Geimpften, die einfach nur ein Schnitzel essen, ein Bier trinken, sich die Haare schneiden lassen oder Sport treiben wollen.

Das Chaos war vorprogrammiert. Vor den wenigen Testzentren in den Städten gibt es lange Schlangen und auf dem Land muss man oft erst einmal viele Kilometer fahren, um überhaupt die Gelegenheit zu bekommen, stundenlang vor einem Testzentrum anzustehen. Termine in den Zentren und in den Apotheken sind teils bereits über Wochen ausgebucht und nun vermeldet der Corona-Krisenstab des Landes auch noch, dass es bei den Testkits zu „Lieferschwierigkeiten“ komme und es „noch einige Wochen dauern wird, bis das wieder reibungslos laufe“. De facto ist dies also ein Lockdown. Wer den irrsinnigen Mehraufwand nicht eingehen will, verzichtet auf den Restaurant- oder Kneipenbesuch und schaut lieber Netflix, anstatt ins Kino zu gehen. So wie im letzten Jahr, als der Lockdown noch Lockdown hieß. Impf Dich frei? Aber nicht doch. Weil zwei bedauernswerte Patienten auf der Intensivstation liegen, sind wir einmal mehr im Ausnahmezustand. Ein Ausnahmezustand, den man wohl als neue Normalität bezeichnen muss.

Wirklich erstaunlich ist dieses Chaos nicht. Schließlich wurde die Testkomponente für Ungeimpfte beim älteren 3G-Modell ja nicht etwa aus epidemiologischen Gründen konzipiert, sondern war (und ist) einzig und allein als Schikane und Druckmittel gegen Ungeimpfte gedacht. Ihnen soll das Leben so schwer wie möglich gemacht werden, um die Spritze als vielleicht doch lohnenden Ausweg zu präsentieren. Mit der Forcierung von 3G auf 2G-Plus geht[...]
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