Forwarded from Free People Germany e.V. (Menschenrechtsverteidiger)
🟥 Die Menge macht’s

Zehn Jahre lang war Roman Mironov selbstständiger Maler und Lackierer. Doch als 2017 ein Großauftrag einfach nicht bezahlt worden war und er das ungerecht fand, begann der 36-Jährige sich mit weltweiten Ungerechtigkeiten zu beschäftigen. Er setzt sich für politische Gefangene in Russland, seinem Geburtsland, ein und versucht, die Welt gerechter zu machen.

DW: Herr Mironov, Sie fordern in einem offenen Brief den sofortigen Rücktritt der Bundesregierung wegen Amtsmissbrauch und Beteiligung an dem größten Verbrechen, das jemals an der gesamten deutschen Bevölkerung stattgefunden hat. Aber das ist nicht das erste Mal, dass Sie Unterschriften für dieses Anliegen sammeln?


Roman Mironov: Schon im Frühjahr 2021 hatte ich auf der Plattform change.org in einer Petition den Rücktritt der deutschen Bundesregierung gefordert. Im Sommer desselben Jahres gingen die Unterschriften durch die Decke. Auch weil die Demonstration in Berlin am 1. August 2021 verboten war und die Polizeigewalt gegen die Menschen, die trotzdem ihr Anliegen auf die Straße brachten, derartige Auswüchse annahm, dass sogar ein Mann nach einer polizeilichen Behandlung verstarb. Damit war eine Grenze überschritten. Ich gab die Petition im Bundeskanzleramt ab, da habe ich sogar den Eingangstempel. Einige Zeugen waren dabei, es wurde gefilmt, und so wurden immer mehr Leute auf die Petition aufmerksam und unterstützten diese. Bei 77.000 Unterschriften hat change.org die Petition einfach entfernt.

DW: Haben Sie versucht, sich gegen diese Zensur zu wehren?

Roman Mironov: Ja, klar. Die Begründung war, das Motto sei nicht gut für die Gesellschaft oder so ähnlich. Es ist ungerecht, die Stimmen von 77.000 Menschen so einfach zu löschen. Und kurz danach wurde mein Youtube-Kanal gelöscht. Dieses Jahr später habe ich mein Anliegen dann beim Petitionsausschuss des Bundestags eingereicht, der es aber nicht veröffentlicht hat. Und so kam es zu dem offenen Brief. Der offene Brief liegt inzwischen auf einer eigenen Plattform und ich mache Backups – das habe ich daraus gelernt. Und ich spreche auf Demonstrationen, um Menschen zu motivieren – es hängt alles von uns ab. Wir wurden und werden unterdrückt. Meine Vision ist, dass, wenn jeder eine Kleinigkeit unternimmt, wir in der Masse viel bewegen. Wie lange es politisch Verfolgte, Gefangene oder weitere Ungerechtigkeiten gibt, liegt an uns allen.

DW: Sie geben jedenfalls nicht auf. Auch wenn Sie, so wie vor einigen Tagen, von der Polizei schikaniert werden?

Roman Mironov: Ich war mit einem Freund auf der Autobahn Richtung Konstanz unterwegs, als ein Streifenwagen die Auffahrt nahm, uns sofort überholte und anhielt. Ich saß am Steuer. Und noch bevor ich den Polizeibeamten meinen Führerschein und die
Fahrzeugpapiere aushändigte, sagte einer: »Am Steuer sitzt nicht der Fahrzeughalter.«

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