Deutsche Dichter und Denker
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Der Denker sagt das Sein,
der Dichter das Heilige!

Bilder, Gedichte und Sprüche in diesem Kanal verstehen sich als Nachahmung ohne Beurteilung.
Sie sind mit nötigem Ernst oder Spott zu genießen!

Einen schönen Anzeiz wünschen wir euch!
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Die Ersten

Die Ersten sinds, sie sind im besten Zug
Vom willenlosen Haufen sich zu lösen.
Erkennend eitel Schimmer, seichten Trug
Der großen Reden abgenützte Blößen,
Klangvolle Phrasen, ein vereinter Schwall
Der überflutet Erdehöhen und Täler,
Allüberall der gleiche Wiederhall,
Der gleiche Köder und der gleiche Wähler.
Wohl wächst der Massen Schrei nach Glück und Brot
Doch übertönt er nicht die Worte der Vertreter,
Es fallen Opfer tiefster Seelennot,
Die Masse fällt dein Zeichen der Verräter.
So lausch ich freudig, wenn mit wildem Schrei
Die Brust erfüllt von froher Zukunft ahnen
Sich einer ringt vom Heerdentaumel frei
Kraftvoll empor auf selbstgewollten Bahnen!

-Hugo Ball, 1886 - 1927-
@deutschedichter
Das Schicksal

Als von des Friedens heilgen Talen,
Wo sich die Liebe Kränze wand,
Hinüber zu den Göttermahlen
Des goldnen Alters Zauber schwand,
Als nun des Schicksals ehrne Rechte,
Die große Meisterin, die Not,
Dem übermächtigen Geschlechte
Den langen, bittern Kampf gebot,

Da sprang er aus der Mutter Wiege,
Da fand er sie, die schöne Spur
Zu seiner Tugend schwerem Siege,
Der Sohn der heiligen Natur;
Der hohen Geister höchste Gabe,
Der Tugend Löwenkraft begann
Im Siege, den ein Götterknabe
Den Ungeheuern abgewann.

Es kann die Lust der goldnen Ernte
Im Sonnenbrande nur gedeihn;
Und nur in seinem Blute lernte
Der Kämpfer, frei und stolz zu sein;
Triumph! Die Paradiese schwanden,
Wie Flammen aus der Wolke Schoß,
Wie Sonnen aus dem Chaos, wanden
Aus Stürmen sich Heroen los.

Der Not ist jede Lust entsprossen,
Und unter Schmerzen nur gedeiht
Das Liebste, was mein Herz genossen,
Der holde Reiz der Menschlichkeit;
So stieg, in tiefer Flut erzogen,
Wohin kein sterblich Auge sah,
Stillächelnd aus den schwarzen Wogen
In stolzer Blüte Cypria.

Durch Not vereiniget, beschwuren
Vom Jugendtraume süß berauscht
Den Todesbund die Dioskuren,
Und Schwert und Lanze ward getauscht;
In ihres Herzens Jubel eilten
Sie, wie ein Adlerpaar, zum Streit,
Wie Löwen ihre Beute, teilten
Die Liebenden Unsterblichkeit. –

Die Klagen lehrt die Not verachten,
Beschämt und ruhmlos läßt sie nicht
Die Kraft der Jünglinge verschmachten,
Gibt Mut der Brust, dem Geiste Licht;
Der Greise Faust verjüngt sie wieder;
Sie kömmt, wie Gottes Blitz, heran,
Und trümmert Felsenberge nieder,
Und wallt auf Riesen ihre Bahn.

Mit ihrem heilgen Wetterschlage,
Mit Unerbittlichkeit vollbringt
Die Not an Einem großen Tage,
Was kaum Jahrhunderten gelingt;
Und wenn in ihren Ungewittern
Selbst ein Elysium vergeht,
Und Welten ihrem Donner zittern –
Was groß und göttlich ist, besteht. –

O du, Gespielin der Kolossen,
O weise, zürnende Natur,
Was je ein Riesenherz beschlossen,
Es keimt' in deiner Schule nur.
Wohl ist Arkadien entflohen;
Des Lebens beßre Frucht gedeiht
Durch sie, die Mutter der Heroen,
Die eherne Notwendigkeit. –

Für meines Lebens goldnen Morgen
Sei Dank, o Pepromene, dir!
Ein Saitenspiel und süße Sorgen
Und Träum und Tränen gabst du mir;
Die Flammen und die Stürme schonten
Mein jugendlich Elysium,
Und Ruh und stille Liebe thronten
In meines Herzens Heiligtum.

Es reife von des Mittags Flamme,
Es reife nun vom Kampf und Schmerz
Die Blüt am grenzenlosen Stamme,
Wie Sprosse Gottes, dieses Herz!
Beflügelt von dem Sturm, erschwinge
Mein Geist des Lebens höchste Lust,
Der Tugend Siegeslust verjünge
Bei kargem Glücke mir die Brust!

Im heiligsten der Stürme falle
Zusammen meine Kerkerwand,
Und herrlicher und freier walle
Mein Geist ins unbekannte Land!
Hier blutet oft der Adler Schwinge;
Auch drüben warte Kampf und Schmerz!
Bis an der Sonnen letzte ringe,
Genährt vom Siege, dieses Herz!

-Friedrich Hölderlin, 1770 - 1843-
@deutschedichter
Gesang zwischen den Welten

-Wodan an Frigga-

Du, der Sonnen Seele,
Die in meinem Sehen sieht!
Aller Himmel Lust
Jauchzt in meiner Brust,
Verlang‘ ich dich,
Umfang‘ ich dich,
Erleb‘ ich mich,
Ergeb‘ ich mich
Meiner Kraft,
Die Leben schafft!

Du, der Sinne Seele,
Die mit meiner Liebe liebt!
Die mein Kuß beglückt!
Die mein Blühen schmückt!
Du wurdest Weib,
Ich wurde Leib - -
Erschließe mich!
In Erglühn.
Will ewig blühn!

Du der Welten Seele,
Tochter, Mutter, bette mich!
Meine Allmacht quillt,
Die dein Sehnen stillt:
Ich bin der Geist,
Der Dich umkreist!
So nimm mich hin,
Ich bin dein Sinn,
Seligkeit
In Ewigkeit!

-Adolf Kroll-
@deutschedichter
Gesang zwischen den Welten

-Frigga an Wodan-

O Wonnequell, so nehm‘ ich Sinn und Sein:
Ich trinke dich wie Tau in mich hinein,
Ich sauge dich in aller Welten Grund,
Ich küsse dich mit aller Frauen Mund;
Ich blühe Dir mit aller Blumen Blüh’n,
Ich glühe dir mit aller Herzen Glüh’n,
Ich lebe dir mit aller Seelen Sein
Ich glänze dir mit aller Sterne Schein.

Ich flamme dir mit aller Sonnen Tag,
Ich juble dir mit aller Lerchen Schlag,
Ich süße dich mit aller Früchte Kranz,
Dir blitze ich im Heldenaugen-Glanz;
Daß ich dich ewig neu gebären muß,
Das dank ich dir mit aller Mütter Kuß,
Mit jeder Faser, die in mir erbebt,
Mit jedem Hauch, in dem dein Leben lebt.

O Gott und Gatte, Wodan, nimm mich hin!
In dir von Sinnen sein ist all‘ mein Sinn!
Ich danke dir, Urmächtiger und Mann,
Daß ich dir Lust und Leben spiegeln kann,
Und wo dein Müdes sich im All vergreist,
Leg‘ ab die Hülle, ew’ger Gott und Geist:
Im Schoß der Mutternächte reife du
Unendlich deinem ew‘gen Lichte zu. –

-Adolf Kroll-
@deutschedichter
Mutterliebe

Wenn auch die nächsten Menschen uns verließen,
Wenn selbst der Freundschaft Sonne nicht mehr loht',
Ja, träf' sogar des Herzens heiße Liebe
Im Wechseltanz der Zeit ein jäher Tod,
Du, Mutterliebe, wirst uns immer bleiben;
Verachtung, Spott, Du trägst es treulich mit;
Du segnest uns, Du linderst all die Qualen,
Die Deines Herzens Stolz, Dein Kind erlitt.

O Mutterliebe, die wir oft belächeln,
Und deren Sorgfalt wir so gerne flieh'n,
Du leuchtest herrlich, wenn die düstern Wolken
Vor unsres Daseins gold'ne Sterne ziehn;
Gleichwie aus einem ewig-reichen Füllhorn,
So streust Du Deiner heil'gen Gaben Flut,
O Mutterliebe, der wir alles danken,
Du bist der Erde reinste, höchste Glut!

-Egon Bredona-
@deutschedichter
Heimath

Geh' wieder über die Äcker hin,
Lieg' wieder im stillen Walde:
Ist noch das alte Buchengrün,
Die alte Hügelhalde.

Der Gotenstein, der graue Fels,
Ragt noch wie einst in die Lüfte,
Trägt noch den alten moosigen Pelz,
Schaut stumm auf versunkene Grüfte.

Und drüber spannt sich der Himmel aus
Mit seiner stillen Bläue –
In meiner Seele regt sich was,
Wie eine geheime Reue!

-Ludwig Scharf, 1864 – 1938-
@deutschedichter
Von allem, was die Menschen erfunden und ausgedacht, bei sich gehegt und einander überliefert, was sie im Verein mit der in sie gelegten und geschaffenen Natur hervor gebracht haben, scheint die Sprache das größte, edelste und unentbehrlichste Besitztum.
Unmittelbar aus dem menschlichen Denken empor gestiegen, sich ihm anschmiegend, mit ihm Schritt haltend, ist sie allgemeines Gut und Erbe geworden aller Menschen, das sich keinem versagt, dessen sie gleich der Luft zum Atmen nicht entraten könnten!

-Jacob Grimm-
04.01.1785-20.09.1863
@deutschedichter
Hochsommer

Nun naht des Jahres gnadenvollste Zeit
Im blassen Gold der heilgen Ährenreife,-
Mir wars, als ob mit schrillem Singen heut
Schon erster Sensenklang feldüber streife.

Und in der Gärten stilldurchsonnter Luft
Blühn hell und reich die letzten Sommerrosen,
Die blassen gelben mit dem schweren Duft,
Und süßgedrängt die dunkelroten, losen!

Trink ein, mein Herz, trink ein mit vollem Schlag
Den starken Trunk von Sonne, Duft und Farben,-
Stehst du nicht auch wie dieser Sommertag
In letzten Rosen und in ersten Garben!


-Lulu von Strauß und Torney -
20.09.1873-19.06.1956
@deutschedichter
Botschaft der Winde belehrt ihn aufs neue

@deutschedichter
Botschaft der Winde belehrt ihn aufs neue

Jeweils in den Häusern herrschend in den Emporen,
War ich kein Freund der niederen Kammern an den Toren.
Unten flutete alltäglichen Trubels Strom,
Oben läuteten die Winde wie im Dom.

Wenn in den Wintern eisene Zinnen standen,
Kühle Boten kamen aus den nordischen Landen:
Oben breiteten sich weithin weiße Gehänge,
Unten beschmutzte sie vieler Füße Gedränge.

Sonniger Tage Glanz durch hölzerne Gestühle,
Ich durchlebte euch ganz im höheren Gefühle!
Wenn ich nieder zum Tor sinkende Stufen stieg,
Fand kein Singen das Ohr, und das Lichtgetön schwieg.

Dennoch härmten sich meine Sinne wund,
Dennoch wurde mir deutliche Botschaft kund,
Die die Strahlen und Winde auf den Fittichen führen:
Größe und Ewigkeit sind nicht hinter Türen!

Tue die Tore auf! Gehe ins Land hinaus!
Lerne der Welten Lauf, lerne die Schöpfung aus!
Hebe die Füße nur! unten, da sieh dich für,
Wo die Kümmerlinge wohnen an der Tür!

Niemals wohnt hoher Sinn an den Kammern am Tor,
Aus den Räumen am Licht nur geht er hervor,
Weiten muß er sich, da, wo man fällt und fehlt –
Bis zur Heimkehr zum Licht, groß, frei, und gestählt!

-Kurt Gerlach-
@deutschedichter
Das Leben selbst ist unser Gott,
Leiht guter Wehr und Waffen,
Damit wir uns nach niedrer Not
Des Geistes Freiheit schaffen!

-Hildulf Rudolf Flurschütz, 1878-1948-
@deutschedichter
Frauen

Wir sind die Erde.
Erdhaft fest verbunden
Dem Weltensinn, der uns erschuf.
Wir können nichts als wachsen oder sinken
So tief verwurzelt sind wir unserem Sein.
Ihr aber schreitet...
Bleibt bei uns und geht vorüber.
Das Leben treibt euch hin durch tausend Welten.
Uns bleibt nur Eins:
Stille sein und warten
Und sein für Euch solch letzte Erdengabe
Wie Heimat und wie Mutter sein...
Wie Erde...

J.P.
@deutschedichter
Auf den Nacken der Gemeinheit sah ich seine Sohle stampfen,
An des Himmels Strahlenreinheit deines Atems Stürme dampfen.
In dem Rote, draus sie stammen, sah ich Knecht und Memme kauern,
wenn aus deiner Rede Flammen Donnerkeile niederschauern.

Immer tobe, du Vernichter! Mich entzückst du! Mich entrückst du!
Immer leuchtender und lichter die Titanenwaffen zückst du.
Magst mich immerhin verderben in dem Leuchten, in dem Lodern:
Besser in der Flamme sterben, als im faulen Schlamme modern!

-Moritz Graf Strachwitz, 1822–1847-
@deutschedichter
Innerer Seelenfrieden

Die Wege diese einst bestritten,
waren nie leicht und oft gelitten,
die Zeit auch ihren Laufe nahm,
nach dem ersehnten Wunsch Enttäuschung kam.

Wer hängend Kopfe niederkniet,
durch Selbstmitleid vor sich entflieht,
anstatt den Blick erneut zu richten,
um seiner Willen aufrecht sichten.

Zurück zur eigenen Besinnung,
ein jeder von uns lebt Bestimmung,
ganz gleich wer fühlt sein eigen Last,
bis zum Ende ohne Rast.

Ich möcht nicht sterben als ihr Knecht,
gelebt als Mensch in meinem Recht,
ist die Seele tief vernarbt,
die Hoffnung bleibt,
daß Tod ein neues Leben aufbewahrt!

-Oliver S.-
@deutschedichter
Ein jedes Volk bestimmt sich selbst sein Los
zu Freiheit oder Sklaverei.
Und ist das Dunkel noch so groß,
ein Weg zum Licht ist immer frei!

-Bogislav von Selchow-
@deutschedichter
Wenn der Russe über uns kommt,
kann man nur sagen „fürchterlich“!

Wenn der amerikanische Einfluß noch 20-30 Jahre bleibt,
ist vom deutschen Volk nichts mehr da,
wir sind nicht mehr wiederzuerkennen.


-Emil Maier-Dorn, 1981-
26.09.1908-01.10.1986
@deutschedichter
Die deutsche Sprache

Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd,
bei manchem ist es umgekehrt,
ein flotter Trinkspruch, zugegeben,
doch sollte man nicht danach streben.
Auch wissen wir, dass Menschen essen,
bei den Tieren heißt es fressen.
Die Schlange kann jedoch nur schlingen,
um es mal auf den Punkt zu bringen.

Man sieht so manchen Menschen laufen,
um rasch noch etwas einzukaufen,
bei den Pferden heißt das traben,
das ist nichts mehr für alte Knaben.
Die Steigerung nennt man salopp
bei unseren Pferden den Galopp,
beim Menschen sagt man dazu rennen,
um es richtig zu benennen.

Ich liebe unsere deutsche Sprache,
mit der man gut fast jede Sache
detailliert beschreiben kann,
verständlich so für jedermann.
Warum soll man in vielen Dingen
die Wörter stets in Englisch bringen?
Die deutsche Sprache ist doch schön
und sollte nicht verloren geh’n!

-Elke Abt-
@deutschedichter
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