Wie die NATO den Kampf um die Gedanken verstärken will

"Cognitive Warfare" oder Gedankenkrieg gibt es freilich von Seiten der NATO nach ihrer Lesart nur als Reaktion. Als "Countering Cognitive Warfare" wird das eigene Vorgehen beschrieben. Diese neue Art der Kriegsführung nötig sei, da auch Russland und China ihrerseits "Cognitive Warfare" betreiben, argumentiert die Nato – selbst müsse den feindlichen Gedankenkrieg neutralisieren.

Dennoch richtet sich ihr Fokus nicht nur auf Verteidigung, sondern auch auf Angriff, und nicht nur auf eine fremde, sondern auch die eigene Bevölkerung.

So möchten Nato-Strategen die "menschliche Sphäre" zum Schlachtfeld machen und Gedanken und Gefühle lenken. Das bedeutet, dass der Verstand jedes einzelnen Menschen im Visier der neuen Kriegsführung steht.

Daher investieren sowohl Regierungen als auch die Nato massiv in "strategische Kommunikation" und damit in die Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Im Gegensatz zu den Rüstungsausgaben ist der Bereich der Public Relations oder Propaganda vergleichsweise billig, wie StratCom in einer Studie kürzlich herausfand. Dennoch gab die deutsche Bundesregierung 150 Millionen Euro für Werbung allein im Jahr 2020 aus.

Seit einigen Jahren zeigt sich jedoch, dass die Bemühungen der Regierungen und der Nato um das Vertrauen der Menschen immer weniger Erfolg haben. Das liegt auch daran, dass sich gleichzeitig mit einem Voranschreiten der Militarisierung immer mehr Menschen unabhängig und eigenständig informieren.

Das führt dazu, dass diese Menschen beginnen, die hohen Rüstungsbudgets ihrer Regierungen zu hinterfragen und daran zu zweifeln, dass immer mehr Geld für die Nato zu mehr Frieden auf dieser Welt führen soll. "Das Vertrauen in die Nato ist in Frankreich, Deutschland und den USA stark zurückgegangen", schreibt die europäische Nachrichtenseite Euractiv unter Bezugnahme auf eine Studie aus dem Jahr 2020.

Deren Autoren fanden damals nicht nur heraus, dass das Vertrauen in die Nato in einigen Ländern stark gesunken ist, sondern dass auch immer weniger Menschen wollten, dass ihr Land ein von Russland angegriffenes Nato-Mitglied verteidige.

Damit stellen die Menschen aber den für die NATO ganz zentralen Artikel 5, welcher den Bündnisfall regelt, in Frage, was für die Nato eine potentielle Gefahr darstellt.

Die Regierungen leiden unter einem ähnlichen Vertrauensverlust. So beobachtete das jährlich konstatierte das "Trust Barometer" von Edelman, einer sehr großen PR-Agentur, bereits im Jahr 2017 eine "Kernschmelze des Vertrauens". Im Jahr 2021 fand Edelman heraus, dass in fast jedem der untersuchten Länder das Vertrauen der Bevölkerung in die jeweilige Regierung zurückging.

Die vergangene Corona-Krise scheint diesen Trend noch verstärkt zu haben, wie Klaus Schwab, der Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums WEF, im letzten Jahr feststellte:

"Heute aber haben viele Menschen das Vertrauen in Institutionen und deren Führungskräfte verloren" erklärte er – und fügte hinzu, dass einige daher "mit dem Finger auf unfähige politische Führer" zeigten oder "Vorstandsvorsitzende" beschuldigten.

Dieser Mangel an Kriegsbereitschaft und Vertrauen ist auch für die NATO ein großes Problem. "Es gibt weniger Vertrauen in unsere Institutionen" beklagte sich der Generalsekretär der Nato, Jens Stoltenberg, in einer Rede im Dezember 2021.

Für ihn steht fest, dass der Grund für den Vertrauensverlust nicht etwa illegale Angriffskriege oder die immens hohen Militärausgaben der Regierungen sind.

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