Leserzuschrift aus Japan

Guten Tag Eva und Andreas,

Nachdem wir gerade Ihren Podcast von gestern gehört haben schicken wir mal wieder ein Update aus Japan.

Wir hatten hier tatsächlich eine zweite Welle im Sommer, die wie überall durch eine großflächige Ausbreitung der Tests entstanden ist. Die Gouverneurin von Tokyo, Yuriko Koike, hat sich kurz vor der Tokyo Gouverneurswahl scheinbar profilieren wollen und Reihentests bei Nachtclubs, Diskotheken und ähnlichen Geschäften eingeführt. Durch die dadurch steigenden Zahlen fing die Panikmache in den Medien wieder an, wodurch dann mehr Leute sich haben testen lassen und die Zahlen noch weiter stiegen. Und einige riefen schon nach einer Neuauflage des landesweiten Notstands. Das war so Ende Juli Anfang August.

Die Zentralregierung blieb aber standhaft und verwies darauf, dass das Geuandheitssystem immer noch nicht ausgelastet sei. Und das obwohl in Japan jeder positiv getestete isoliert wird, entweder im Krankenhaus oder im Hotel. Nur in Ausnahmen wird die Isolation zu Hause erlaubt.
Japan testet aber trotz der gesteigerten Tests immernoch deutlich weniger als der Rest der Welt. Zurzeit ca 120.000 Tests pro Woche also ein Faktor 10 weniger als Deutschland.

Einige Regionalregierungen ergriffen Maßnahmen, die aber wie in Japan üblich auf freiwillige Kooperation auf Seiten der Unternehmen und Menschen setzten. Das waren Maßnahmen wie Lokale früher schließen (22 Uhr) oder Feiern in großen Gruppen zu vermeiden. Kurz nach der Wahl ging auch die Panikmache etwas zurück, nachdem dann auch große Kollaps des Gesundheitssystems und der exponentielle Anstieg trotz aller Panikmache ausblieben, ließen sich auch weniger Menschen testen und die "zweite Welle" flachte von ganz alleine ab. Ohne Lockdown (den es auch bei der ersten Welle nicht gab), ohne Notstand (der bei der ersten Welle auf freiwillige Geschäftsschließungen und freiwilliges Kontakte reduzieren setzte) und ohne Maskenpflicht. Im Sommer gab es zudem eine große Diskussion um Masken in der Hitze, denn hier bleibt es ziemlich lange bei Ende 30 / Anfang 40 Grad. Die Empfehlung war dann dünne "Sommermasken" zu tragen, diese gegebenfalls unter der Nase zu tragen oder unter das Kinn zu ziehen wenn einem zu heiss wird. Trotzdem sind dieses Jahr die Hitzeschläge im Sommer merklich angestiegen.

Einige haben es vielleicht schon mitgekriegt aber es gab in Japan gerade einen Regierungswechsel, der Premierminister Shinzo Abe ist nach fast 8 Jahren aus gesundheitlichen Gründen zurück getreten. Sein Nachfolger ist seine ehemaliger rechte Hand Yoshihide Suga, die meisten gehen davon aus dass er den Kurs von Shinzo Abe weiter führen wird. Zumindest in Sachen Mikrobe erscheint mit der japanische Ansatz sehr vernünftig. Es wird auch immer wieder betont dass ein harter Lockdown wie in anderen Ländern hier gar nicht möglich wäre, da eine Einschränkung der Grundrechte in der japanischen Verfassung nicht vorgesehen ist. Man könnte vermuten, dass Abe weil er die Mikrobe Panik nicht (richtig) mitgemacht hat und sehr Trump affin ist abgesägt wurde, aber es scheint bis jetzt nicht so zu sein da Suga seinen Kurs weiter fahren will. Außerdem hatte Abe bereits seine erste Amtszeit als Premier aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen.

Jetzt gehen wir auf den Herbst zu und bis jetzt scheint sich die Lage entspannt zu haben. In den Medien kommt Corona kaum noch vor, die Japaner tragen weiterhin brav ihre Maske aber sehr viele unter der Nase. Und die Anzahl der Maskenträger sinkt langsam. Es wurde erlaubt, dass die Fußballstadien und andere Großveranstaltungen wieder bis zur halben Kapazität gefüllt werden. Das einzige was beunruhigend ist, ist dass der neue Gesundheitsminister angekündigt hat die Testkapazitäten drastisch zu erhören. Das könnte aber auch einfach nur Übereifer sein.

Viele Grüße aus Tokyo,
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