"Im Ersten Weltkrieg war der Deutsche dem Franzosen ein „Boche“ und dem Angelsachsen ein „Hunne“. Die deutsche Propaganda hielt dagegen: „Jeder Schuß ein Ruß. Jeder Tritt ein Britt. Jeder Stoß ein Franzos.“ Im Zweiten Weltkrieg wurde „der Russe“ zum „Untermenschen“ degradiert. Über solchen Primitivismus kann der postmoderne Europäer, mithin auch der Deutsche, nur den Kopf schütteln. In seinem Selbstbild ist er demokratisch geläutert, weltläufig und kommunikativ befähigt. Niemals würde er ein Individuum, egal woher, auf Kollektividentitäten reduzieren – die ja ohnehin nur „Konstrukte“ sind.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich allmählich eine Übereinkunft herausgebildet: Die Engländer sind keine Nachfahren von Bomber-Harris, die Polen keine Vertreiber-Abkömmlinge mehr, die Russen tragen weder ein Killer- noch ein Vergewaltiger-Gen in sich, und die Deutschen werden höchstens spaßeshalber als Nazi-Kids tituliert – und falls ihre Zahlungsbereitschaft zu wünschen übrig läßt.

Was hat man sich hierzulande amüsiert über den kindischen Kriegspatriotismus der Amerikaner, als sie deutsche Autos und französischen Wein boykottierten und ihre Pommes von „French Fries“ in „Freedom Fries“ umbenannten, weil Deutschland und Frankreich sich 2003 dem Irak-Feldzug des damaligen US-Präsidenten George W. Bush verweigerten."

https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2022/antirussische-affekte/
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