Meine Kolumne in der 69. Ausgabe der Zeitschrift Demokratischer Widerstand

Das (vorläufige) Ende der Großdemonstrationen?

Am 06.11.2021 traf sich die Freiheitsbewegung erneut in Leipzig. Ein Jahr nach dem beeindruckenden Demonstrationszug vom 07.11.2020.

Politische 2G-Eskalation in Sachsen, keine Maskenpflicht auf der Demo, an sich gute Voraussetzungen für eine große Versammlung, dennoch kamen nur einige Tausend Demonstranten, etwa 10-15 % der Teilnehmerzahl des letzten Jahres. Da die Stadt Leipzig Bilder wie 2020 verhindern wollte, wurde die Demonstration nur ortsfest erlaubt, eingezäunt in Hamburger Gittern, mit Einlasskontrolle durch die Polizei.

Allein diese Szenerie hat mit einer Freiheitsdemonstration nicht viel zu tun. Schnell war die zulässige Teilnehmerzahl (vermeintlich) erreicht, Doppelzählungen inbegriffen. Die Polizei riegelte die Demonstrationsfläche ab und ein Teil der Menge, welche nicht mehr eingelassen wurde, skandierte zunächst, "lasst uns rein".

Eine ähnliche Situation hatte ich im März in Sinsheim erlebt, auch dort konnte ich nicht nachvollziehen, warum man unbedingt auf eine eingezäunte und von der Polizei abgesperrte Fläche möchte, wenn die ganze Stadt zum Spaziergang einlädt.

Dr. Carola Javid-Kistel teilte der Menge dann dankenswerterweise mit, dass man nicht versuchen sollte reinzukommen, taktisch natürlich richtig. Eine stationäre Demonstration mit Bühne kann maximal noch zur Mobilisierung genutzt werden, sollte aber nicht das Ziel des Protestes sein.

Aus der Menge heraus bildete sich ein Demonstrationszug, welcher von der Polizei mehrfach gestoppt wurde. Hierfür wurden auch Wasserwerfer und Räumpanzer in Position gebracht. Da sich auf der Goethestraße in Richtung des Rings kein Zug bilden konnte, zogen die Demonstranten in größeren Gruppen durch die Innenstadt. Zuvor wurde aus internen Polizeikreisen bekannt, dass Demonstrationszüge dort bessere Chancen hätten, so war es dann auch.

Es begann das übliche Katz-und-Maus-Spiel, welches am Ende in der Grimmaische Str. in einem mehrstündigen Polizeikessel endete. In diesen wurden auch Unbeteiligte von der Polizei hinein genötigt und geschubst, Pfefferspray und eine Reiterstaffel wurden eingesetzt. Im Kessel bestand keine Möglichkeit Toiletten aufzusuchen und die Betroffenen standen stundenlang rechtswidrig in eisiger Kälte. Deutschland 2021.
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