Kolumne Rechtsstaat, Demokratischer Widerstand, Ausgabe 98

Big Tech-Boykott, eine Psy-Op des Regimes?
Ich habe kürzlich die Abonnenten meines Telegram-Kanals gefragt, wie viele von ihnen regelmäßig Twitter und Facebook zur Teilhabe an der politischen Willensbildung nutzen. Das Ergebnis war für mich ernüchternd. Lediglich 6 % nutzen beide Plattformen zu diesem Zweck. Warum ist diese Frage wichtig?

Viele von uns werden sich noch erinnern, dass vor allem im Jahr 2020 häufig dazu geraten wurde, die Big Tech Plattformen um Facebook, Twitter, YouTube und Co. zu boykottieren, um diesen die Aufmerksamkeit und das Geld zu entziehen. War das eine sinnvolle Strategie? Ich denke nicht.
Den Big Tech Giganten wird es ziemlich egal sein, ob sie ein paar Prozent ihrer Unser verlieren. In der digitalen Wirtschaft ist die Kostenstruktur eines Unternehmens völlig anders, als in der Realwirtschaft, wo schon eine relativ kleiner Kundenverlust „weh tut“. Ob gerade bei Twitter die sonst übliche Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, darf zudem bezweifelt werden. Twitter ist eher ein Tool zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Nirgends sonst kann man so leicht mit Politikern und Medien direkt kommunizieren und wichtige Infos auch leicht international verbreiten.

Warum sollten wir uns als außerparlamentarische Opposition die Möglichkeit nehmen, Werkzeuge wie Twitter und Co. zu nutzen? Nutzt es uns oder dem Regime, wenn lediglich wir diese Plattformen boykottieren? Natürlich macht es Sinn, alternative Plattformen aufzubauen und zu fördern, vor allem für die private Kommunikation. Im Wettstreit um die öffentlich Meinung halte ich es aber für fatal, wenn man die besten Werkzeuge des Gegners nicht nutzt und sich nur in seiner eigenen Telegramblase bewegt. Telegram hat seine Berechtigung, da dort Informationen ausgetauscht werden können, welche Big Tech zensiert. Sämtliche Infos die Mainstream-tauglich sind, sollten dort aber auch verteilt werden, um Menschen außerhalb der Blase zu erreichen, denn dort ist unsere Zielgruppe.

Es ist daher gut möglich, dass uns das Regime ganz gezielt im Rahmen einer Psy-Op dazu animiert hat, die bekannten Plattformen zu verlassen, damit wir dort keinen relevanten Einfluss mehr nehmen und bei Telegram, DLive und Co. unter uns sind.

Markus Haintz

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