Forwarded from RA StB Chris Moser
Der Kreislauf der Rache muss durchbrochen werden!

Die Reaktionen auf meine Kolumne

"Verzeihung, Herr Spahn!"

und auf meinen Telegram-Post hierzu zeigen mir, wie viel Verletztheit, Wut und Verzweiflung unter uns herrschen, wegen der Politik der letzten Jahre. Der Grund dafür ist mir klar, auch ich habe diese Zeit in gleicher Weise erlebt. Auch ich habe in dieser Zeit gegen dieses Unrecht angekämpft, will, dass es beseitigt, aufgearbeitet wird und dass es nicht wiederkehrt.

Mir ist, wenn ich von Verzeihen spreche, wichtig, zu unterscheiden zwischen Erinnern, Gerechtigkeit und dem inneren Frieden.

Das Verzeihen bezieht sich nach meinem Verständnis ausschließlich auf den inneren Frieden. Darum lautete meine Botschaft an Spahn auch, dass er von uns nichts zu fordern hat und mit sich selbst zurechtkommen muss. Dasselbe gilt aber umgekehrt auch für uns, was unseren inneren Frieden anbelangt. Für den sind wir selbst verantwortlich. Es kann doch nicht ernstlich unser Verständnis von Freiheit und Selbstbestimmung sein, dass wir unsere innere Gefühlslage und Einstellung von Politikern abhängig machen? Wer hasst, ist nicht frei, sondern im Hass gefangen und an den, den er hasst, gekettet.

Da Erinnern und Gerechtigkeit auf anderen Ebenen sich befinden, als der innere Friede, gehe auch ich selbstverständlich davon aus, dass das gesamte Unrecht jener Leute vollumfänglich verfolgt und für die Zukunft verhindert werden muss.

Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass hier der Grundsatz Auge um Auge, Zahn und Zahn zu gelten habe, weil das nur weitere Gewalt und Rache nach sich zieht, sondern dass es auch andere Wege des Ausgleiches gibt, z.B der Konfrontation.

Es ist für viele vielleicht schwer anzuerkennen, aber jeder Mensch handelt aus seiner persönlichen Sicht heraus. Mag diese Sicht für andere völlig abwegig oder verwerflich sein, für den Handelnden ist sie schlüssig und deshalb handelt er danach. Es bringt also gar nichts, mit Gewalt draufzuhauen, um aus dem Kreislauf der Untaten herauszukommen. Da hilft nur Aufarbeiten und Verständnis, auch wenn es noch so weh tut. Verständnis heißt nicht Gutheißen und nicht Durchgehenlassen, auch nicht, die Wange hinzuhalten, sondern Ursachenforschung, die dafür sorgt, dass sich solches nicht wiederholt.

@RAStBChrisMoser
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