Der Kreislauf der Rache muss durchbrochen werden!Die Reaktionen auf meine
Kolumne"Verzeihung, Herr Spahn!"und auf meinen Telegram-Post hierzu zeigen mir, wie viel
Verletztheit, Wut und Verzweiflung unter uns herrschen, wegen der Politik der letzten Jahre. Der Grund dafür ist mir klar, auch ich habe diese Zeit in gleicher Weise erlebt. Auch ich habe in dieser Zeit gegen dieses
Unrecht angekämpft, will, dass es
beseitigt, aufgearbeitet wird und dass es
nicht wiederkehrt.
Mir ist, wenn ich von Verzeihen spreche, wichtig, zu
unterscheiden zwischen
Erinnern, Gerechtigkeit und dem inneren Frieden.
Das
Verzeihen bezieht sich nach meinem Verständnis
ausschließlich auf den
inneren Frieden. Darum lautete meine Botschaft an
Spahn auch, dass er von uns nichts zu fordern hat und
mit sich selbst zurechtkommen muss. Dasselbe gilt aber umgekehrt auch für uns, was
unseren inneren Frieden anbelangt. Für den sind wir
selbst verantwortlich. Es kann doch nicht ernstlich unser Verständnis von
Freiheit und Selbstbestimmung sein, dass wir unsere innere Gefühlslage und Einstellung
von Politikern abhängig machen? Wer hasst, ist nicht frei, sondern im Hass gefangen und
an den, den er hasst, gekettet.
Da
Erinnern und
Gerechtigkeit auf
anderen Ebenen sich befinden, als der
innere Friede, gehe auch ich selbstverständlich davon aus, dass das
gesamte Unrecht jener Leute vollumfänglich verfolgt und für die Zukunft verhindert werden muss.
Allerdings bin ich
nicht der Meinung, dass hier der Grundsatz
Auge um Auge, Zahn und Zahn zu gelten habe, weil das
nur weitere Gewalt und Rache nach sich zieht, sondern dass es auch andere Wege des Ausgleiches gibt, z.B der
Konfrontation.
Es ist für viele vielleicht schwer anzuerkennen, aber
jeder Mensch handelt aus seiner persönlichen Sicht heraus. Mag diese Sicht für andere völlig abwegig oder
verwerflich sein,
für den Handelnden ist sie schlüssig und deshalb handelt er danach. Es bringt also gar nichts, mit Gewalt draufzuhauen, um
aus dem Kreislauf der Untaten herauszukommen. Da hilft nur Aufarbeiten und Verständnis,
auch wenn es noch so weh tut. Verständnis heißt nicht Gutheißen und nicht
Durchgehenlassen, auch nicht, die Wange hinzuhalten, sondern
Ursachenforschung, die dafür sorgt, dass sich solches nicht wiederholt.
@RAStBChrisMoser