Ich möchte darum bitten, nicht über die Gründe zu spekulieren. Insbesondere nicht nach Schuldigen zu suchen.

Ein Freitod ist selten eine Kurzschlusshandlung und immer eine sehr persönliche Angelegenheit, bei der viele Gründe zusammenkommen.

So, wie ich es für falsch erachtet habe, bei dem Tod der Österreichischen Impfärztin den "Querdenkern" die Schuld für ihre Entscheidung zu geben, halte ich es hier ebenfalls für unangebracht den Medien oder "Hetzern" die Schuld zu geben.

In seinem Schmerz, der Hoffnungslosigkeit und der Ohnmacht möchte man gerne jemanden Finden, der verantwortlich ist. Man möchte das Unbegreifliche gerne einer Rationalität unterwerfen, die es aber nur für denjenigen gibt, der diesen Weg wählt.

Dennoch darf und sollte man denjenigen, die in einem anderen Menschen nicht mehr den Menschen sehen, sondern "den Anderen", "den Gegner", "den Feind" kritisch vor Augen führen, dass es sich immer um Menschen, verletzbare Menschen handelt. Wir brauchen - insbesondere in den sozialen Medien - einen anderen Umgang miteinander. Es ist so leicht, jemanden abzustempeln. Niemand wünscht sich das für sich und niemand sollte das mit anderen tun.

Lasst den Freitod von Clemens uns allen eine Mahnung daran sein, dass hinter jedem öffentlichen Menschen mehr steckt als das Bild, das wir von ihm wahrnehmen.

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