„...Wie stets in der Geschichte wird es aber auch freie Geister geben, die sich den Machtanmaßungen der elektronischen Moderne zu entziehen wissen und die in dem Meer der sie umgebenden Leichtgläubigkeit ihren ureigenen Kurs segeln. Vieles spricht dafür, daß der Einfluß solcher unabhängig denkender Köpfe auf die außengesteuerten „Luxusfellachen“ (Martin Lichtmesz) zunehmen dürfte. Schon lange vor der elektronischen Revolution hatte Ernst Jünger zu diesem Zusammenhang bemerkt: „Es kommt nämlich vor, daß mich junge Leute besuchen, die mich außerordentlich erstaunen und bei mir die Theorie aufkommen lassen, daß trotz und gerade wegen der Vermassung Eliten an Qualität gewinnen. Das ist wie einst in Alexandria, wie in hellenistischen Zeiten“
Eine solcherart bewahrte geistige Unabhängigkeit, Ernst Jünger hatte sie in der Figur des Waldgängers, Botho Strauß hat sie im Typus des Außenseiters personifiziert, muß sich freilich, will sie dem Geschehen in die Speichen greifen, in die häßlichen Debatten der Öffentlichkeit einmischen. Der Rückzug in die Einsamkeit, mag er noch so ästhetisch-gescheit begründet sein, ist eine esoterisch-politikferne Position, die einigen wenigen denkerischen Koryphäen vorbehalten bleiben sollte; den übrigen, die nicht gewillt sind, ihr Leben und dasjenige ihrer Nachfahren den Tyrannenallüren des Massenmenschen zu überlassen, wird man die Kärrnerarbeit des „starken langsamen Bohrens von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich“, wie Max Weber das Wesen politischen Handelns bestimmt hat, auch im digitalen Zeitalter nicht ersparen können.“

(„Die Enteignung des Denkens“ - von Dr. Dr. Thor von Waldstein in „Die entfesselte Freiheit“, S. 31f)

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