Der Waldgang

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Wieck, so heißt es aus diplomatischen Kreisen, habe von seinem Gesprächspartner einen vergleichsweise „moderaten Eindruck“ gehabt. Es gehöre zur derzeitigen Strategie der Taliban, sich gegenüber westlichen Vertretern eloquent und – für Taliban – moderat zu präsentieren, heißt es in einer internen Einschätzung.

Auswärtiges Amt bestätigt das Treffen

Am Sonntagnachmittag erhielt BILD aus dem Auswärtigen Amt eine Bestätigung des Treffens. Aus dem Ministerium hieß es: „Der neue Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan, Dr. Jasper Wieck, ist am Samstag in Doha sowohl mit Vertretern und Vertreterinnen des Verhandlungsteams der afghanischen Republik als auch mit Vertretern des Verhandlungsteams der Taliban zusammengetroffen.“
Die Bundesregierung unterstütze gemeinsam mit internationalen Partnern die „Verhandlungen“. Deshalb würden auch Vertreter aus Deutschland „regelmäßig Gespräche“ mit den Vertretern beider Seiten führen.
Dabei sei es u. a. um die „Dringlichkeit eines Waffenstillstands“ und die „Notwendigkeit einer beschleunigten Fortsetzung der Verhandlungen“ gegangen.
Kurz vor seinem Besuch bei den Taliban in Doha war Wieck in Kabul zum Antrittsbesuch bei der regulären afghanischen Regierung gewesen. Auf Nachfrage hatte das Außenministerium in dieser Woche erklärt, Wieck habe in Kabul „Gespräche mit Staatspräsident Ghani, Außenminister Atmar, Migrationsminister Akhlaqi, dem nationalen Sicherheitsberater Mohib, dem Vorsitzenden des Hohen Friedensrates Abdullah und Ex-Präsident Karsai sowie Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft geführt“.
Eine Sprecherin: „Die Agenda war ganz breit.

Sie betraf die Themen des Fortgangs der Verhandlungen in Doha, der Friedensgespräche mit den Taliban, und die Frage der fortgesetzten Unterstützung Deutschlands für Afghanistan. Natürlich ging es auch um die aktuelle Lage und eben darum, wie Deutschland Afghanistan auf seinem Weg auch weiterhin bilateral und in internationalen Foren unterstützen kann.“ Davon, dass der deutsche Spitzendiplomat direkt zu den Taliban, die die Regierung in Kabul stürzen wollen, weiterreiste: kein Wort.
Olaf in der Beek, Obmann der FDP-Bundestagsfraktion im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit, zu BILD: „Die Bundesregierung muss aufpassen, dass sie nicht ihre eigenen Prinzipien über den Haufen wirft. Ich erwarte, dass sie sich trotz des Vormarsches der Taliban an die von ihr aufgestellten Leitsätze hält.“

Wieck trägt den Titel Botschafter, ist selbst deutscher Top-Diplomat: Er ist im Außenministerium zuständig für Südasien und den Pazifik-Raum, seit Ende Juli auch für Afghanistan – und damit auch die Geheimverhandlungen mit den Taliban. Wieck ist ebenfalls Chef der sogenannten „Internationalen Kontaktgruppe für Afghanistan“, in der sich mehr als 50 Staaten und internationale Organisationen zusammengeschlossen haben.

Wiecks Vater Hans-Georg Wieck (93) war ebenfalls Spitzen-Diplomat: Er war Botschafter im Iran und in Moskau und von 1985 bis 1990 Chef des BND.

Die Taliban sind auf dem Vormarsch
Die Taliban, mit denen Wieck nun Gespräche führen muss, kämpfen sich derzeit an die Macht zurück: Sie haben schon die Hälfte der Bezirke Afghanistans und wichtige Grenzstationen erobert. Da die afghanische Armee kaum noch Luftunterstützung von den USA (Abzug bis 31. August) und anderen Verbündeten erhält, beschleunigt sich der Vormarsch der Steinzeit-Islamisten. Zunehmend fliehen Staats-Soldaten aus dem Land.
Zusammen mit den Mullahs im Iran vertreiben die Taliban auch die Terror-Konkurrenz vom Islamischen Staat. Iran gilt als einer der wichtigsten Unterstützer der Taliban.

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