Forwarded from Martin Kohlmann
18. Januar 1871: Reichsgründung.

Wir Sachsen betrachten dieses Datum mit zwiespältigen Gefühlen. In dieses zweite, kleindeutsche Reich gerieten wir nicht freiwillig. Nach der Niederlage an der Seite Österreichs im von Preußen losgetretenen deutsch-deutschen Krieg 1866 war der Preis der nackten Weiterexistenz der Eintritt in den von Preußen dominierten Norddeutschen Bund, aus dem 1871 das zweite Reich wurde. Als kleiner diplomatischer Schienbeintritt blieb unser großer König Johann der Kaiserproklamation fern und ließ sich von den Prinzen Georg und Albert vertreten.

Selbstverständlich hatte Sachsen auch seinen Anteil am Aufstieg des sog. zweiten Reiches. Durch den Wegfall der Grenzen erweiterten sich die wirtschaftlichen Möglichkeiten auch für Sachsen als deutsche Industriemacht Nr. 1. Doch der große Aufschwung hatte bereits weit eher eingesetzt, befeuert von der Gewerbefreiheit von 1861.

Und Nachteile gab es auch: die von Bismarck (bzw. seinen Hintermännern Bleichröder und Oppenheimer) erschaffene Haftung der Steuerzahler für die Schulden der Zentralbank gilt bis heute und könnte uns noch schweren Schaden zufügen.

Dennoch: Das zweite Deutsche Reich von 1871 stellt in der bekannten Geschichte den Höhepunkt an Freiheit und Rechtsstaatlichkeit dar. An diesen Flutmarken müssen sich spätere Systeme messen lassen - und scheuen diesen Vergleich völlig zu Recht.

Ob für Sachsen damals die Beteiligung am "großpreußischen Reich" mehr Vor- oder Nachteile brachte, läßt sich schwer sagen. Heute ist die Antwort einfacher: wollen wir wenigstens etwas von der damaligen hohen Zivilisation erhalten, müssen wir den deutschen Zentralstaat schnellstmöglich verlassen. Keine Angst! Wirtschaftliche Großmacht waren wir vor der Reichsgründung und könnten es in Freiheit ohne Berliner Bevormundung wieder werden.

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