🔷Wieler: Schulschließungen waren nicht nötig🔷"Die Umsetzung sei Aufgabe der Politik und der Verantwortlichen vor Ort"🔷

https://www.berliner-zeitung.de/news/aufarbeitung-der-corona-pandemie-rki-chef-lothar-wieler-gibt-fehler-zu-li.310842

Die Berliner Zeitung berichtet über das Interview der Zeit mit Lothar Wieler, das bei der Zeit leider hinter der Bezahlschranke "verborgen" ist. Die Berliner Zeitung zitiert Lothar Wieler:

"„Wir haben immer Empfehlungen abgegeben, mit denen man den Betrieb in Schulen und Kitas hätte laufen lassen können, wenn auch unter Anstrengung. Es habe nie nur die Alternative gegeben: entweder wenige Tote oder Schulen offen halten. Der vorhandene Spielraum sei jedoch während der Pandemie „nicht ausreichend mit der nötigen Sorgfalt, Ruhe und Sachlichkeit“ betrachtet worden.

Anfangs sei auch nicht bekannt gewesen, in welchem Maß Kinder an Corona erkranken und inwieweit sie von Langzeitfolgen betroffen seien, gab Wieler zu bedenken. „Wir mussten auch sie schützen. Die Umsetzung sei Aufgabe der Politik und der Verantwortlichen vor Ort.“

Insbesondere der letzte Satz des Zitats zeigt die Absicht, der Politik den Schwarzen Peter zuzuschieben ... und die Politik hörte natürlich immer nur auf die Spezialisten in ihren weisungsabhängigen Behörden.

Welche Empfehlungen hat das RKI in Bezug auf Schulschließungen gegeben?

Aufschlußreich in dieser Hinsicht ist das Epidemiologische Bulletin 12/20 des RKI, S. 7, mit der Zusammenfassung der "Fachliche(n) Stellungnahme zu Schulschließungen alsbevölkerungsbezogene antiepidemische Maßnahme".

Zitat aus der Zusammenfassung:

"Insofern könnten Schulschließungen unter den oben genannten Voraussetzungen einen Beitrag zur Verlangsamung der Ausbreitung in der Bevölkerung leisten. Ein Einfluss auf die aktuelle Influenzasituation ist ebenfalls zu erwarten. Entsprechend der vorliegenden Studien hat ein früher Zeitpunkt für proaktive Schulschließungen vor Eintreten einer fortgesetzten Übertragung in der Bevölkerung eine höhere Wirksamkeit. Aufgrund des hohen R0 von 2– 3 und der in anderen Ländern beobachteten Überlastung der Ressourcen des Gesundheitssystems erscheint die Invasivität der Maßnahme vertretbar. Unklar bleibt die optimale Dauer der Schließung, da ein rascher Wiederanstieg der Fallzahlen nach deren Ende nicht ausgeschlossen werden kann.....
Die Analyse historischer Daten aus den USA konnte zeigen, dass Städte, die diese Interventionen angewandt hatten eine geringere Exzess-Mortalität zeigten. In einer Modellierungsstudie korrelierte ein früher Zeitpunkt der Schließung mit der Effektivität der Maßnahmen.
.... Auch könnten die Effekte der Schulschließung auf den epidemiologischen Verlauf aufgehoben werden, wenn die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit in größeren Gruppen außerhalb der Schule zusammenkommen (Sportvereine, Kirchen, private Treffen etc.)" (Hervorhebungen durch mich)

Es folgen weitere Ausführungen über die hohe Viruslast im Abstrich bei einem 6 Monate alten Säugling und von Erkenntnissen aus China "dass nach der initialen Ausbreitung des Virus in der Erwachsenenpopulation durch eine zunehmende Infektion von Kindern und Jugendlichen die Gefahr einer Mulitplikation der Transmissionsereignisse durch diese Altersgruppe besteht."

Aus diesen Zeilen ist m.E. zu entnehmen, dass proaktive Schulschließungen eine epidemiologisch wichtige Maßnahme zur Eindämmung der Infektionen und zum Schutz der Überlastung des Gesundheitssystems sind, dass sie möglichst lange andauern sollten, um einen Wiederanstieg zu vermeiden. Und nicht nur das: Auch den Kontaktbeschränkungen für Kinder und Jugendliche während der Freizeit spricht das RKI das Wort!!

Vielleicht sollte Herr Wieler sich die Epidemiologischen Bulletins vor dem nächsten Interview noch einmal durchlesen.....

🔷Rechtsanwältin Dr. Brigitte Röhrig
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