Rubikon
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Rubikon ist das Magazin für die kritische Masse. Wir berichten über das, was in den Massenmedien nicht zu finden ist.
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Im Schatten der Queen

An den großen Trauerfeiern für Elisabeth II. zeigt sich die ungleiche Bewertung von Menschenleben — minütlich am Hungertod sterbende Kinder finden vergleichsweise kaum Beachtung.

von Jens Lehrich, Nicolas Riedl

„Es ist doch die Queen!“ Mit dieser Begründung wird das massenmediale Flutlicht gerechtfertigt, welches nun auf die Trauerzeremonie für die verstorbene Königin Großbritanniens geworfen wird. Ganz so, als wäre die Queen als Mensch mehr wert gewesen als alle anderen, was jedem humanistischen Ideal widerspricht. Was sagt dieses Medienereignis über unser Verständnis von Menschlichkeit und Gleichberechtigung? Was verrät es über unser Verhältnis zum Leben und zum Tod?

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Meister der Kriege

Bob Dylan zeigte uns mit „Masters of war”, dass Kriege zwischen Völkern nicht von selbst entstehen, sondern immer von Kriegsprofiteuren initiiert werden.

von Wolfgang Wodarg

Vom jungen Bob Dylan beeindruckte den Autor 1963 ein wütendes, als ehrlich empfundenes Lied gegen die Drahtzieher der Kriege. Es leuchtete ihm sofort ein, dass Kriege nicht zwischen den Völkern entstehen, sondern immer von Menschen mit rücksichtslosen Macht- oder Profitinteressen inszeniert und angefacht werden. Weder die eine noch die andere Zivilbevölkerung kann von sich aus ein Interesse an gewaltsamen Lösungen möglicher Konflikte haben. Die Menschen in Krieg führenden Ländern werden gegeneinander aufgehetzt. Ein Text zu der Aktion #Friedensnoten.

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Homo demens

Digitalisierung und Propaganda haben bei den meisten einen Zustand passiver Dumpfheit erzeugt, der sie außerstande setzt, selbstständige Entscheidungen zu treffen.

von Tom-Oliver Regenauer

Ein Kanzler, der unter partieller Amnesie leidet. Ein Wirtschaftsminister, der sich verhaspelt. Ein schlafkranker Gesundheitsminister, der sich andauernd selbst widerspricht ... Ist diese Politikerriege nur Vorbotin eines allgemein feststellbaren Trends zur Vertrottelung? Oder hat der Wahnsinn System? Bei Annalena Baerbock jedenfalls weiß man nicht so genau, ob ihr ihre die Bürger verachtende Äußerung („Egal, was meine deutschen Wähler denken“) nur so herausgerutscht ist oder ob es ein gezielter Affront war. Die politischen Ereignisse der letzten Zeit lassen uns alle zunehmend an unserer Weltwahrnehmung zweifeln. Ist es Wirklichkeit, ist es ein böser Traum oder ein dystopischer Film? Bin ich verrückt geworden oder der einzige Gesunde in einem riesengroßen Tollhaus? Das Erzeugen von Verwirrung könnte tatsächlich Methode haben. Die meisten Wähler sehen sich ausweglos zwischen Pest und Cholera gefangen, machtlos selbst angesichts aufgeregter Protestaktivitäten. Schon die Gewöhnung an Fernseher, Computer und Smartphone hat über Jahrzehnte eine Form geistiger Zerrüttung erzeugt, deren Früchte jetzt erkennbar werden. Verwirrt, manipuliert, entwurzelt und ihrer Urteilskraft beraubt, gleichen die Bürger Herbstblättern im Wind, die mal hierhin, mal dahin geblasen werden. Sie verlieren die Fähigkeit, selbstbestimmt eine Entscheidung zu treffen, und werden dadurch unfähig, ihr Schicksal im Gegenwind hoheitlicher Manipulationsversuche selbst in die Hand zu nehmen.

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Politische Massenpropaganda

Gustave Le Bon schuf mit seiner Forschung über Massenpsychologie die Grundlage für die Propaganda-Werkzeuge, mit welchen das offizielle 9/11-Narrativ verbreitet wurde.

von Michael Günther

Gustave Le Bon, der als einer der Begründer der Massenpsychologie gilt, war überzeugt: „Die Masse denkt in Bildern!“ Politische Massenpropaganda leistet hier Erstaunliches. Wir erinnern uns alle noch an „Nine Eleven“ und an die unglaubliche Verschwörungstheorie der Bush-Regierung, die den Ablauf des New Yorker Massenmordes am 11. September 2001 erklären sollte. Eine recht fantasievolle Darstellung der erschütternden Geschehnisse wurde damals in endlosen Wiederholungsschleifen der höchst beunruhigten Weltöffentlichkeit präsentiert; eine umfassende Verschwörungstheorie, die von Washington und New York ausgehend über die westlich bestimmten Massenmedien mittels eines unaufhörlichen Bildersturms in die Köpfe der Weltbevölkerung förmlich eingehämmert wurde (1).

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Der Blick von unten

Das Leben und Wirken der Journalistin Martha Gellhorn zeigt, dass vieles, was wir heute erleben, nichts Neues ist, und inspiriert uns, ihrem Vorbild zu folgen.

von Elisa Gratias, Madita Hampe

Sie besaß nicht nur Talent, sondern vor allem auch Mut: Vom 22. bis zu ihrem 85. Lebensjahr war Martha Gellhorn rastlos auf dem gesamten Globus unterwegs, um mit dem ihr eigenen trockenen Witz und ihrer scharfen Beobachtungsgabe aus Krisengebieten und über Ereignisse zu berichten, die für Schlagzeilen sorgten. Ihre Reportagen sind nicht nur politisch erfrischend und auf nüchterne Weise berührend, sie weisen auch viele Parallelen zu heute auf. Sie erinnern uns daran, dass wir im Angesicht des Unrechts stets die Wahl haben: wegzuschauen und dadurch mitzumachen oder unermüdlich und trotz sämtlicher Widrigkeiten immer wieder auf die Missstände hinzuweisen und unser menschliches Mitgefühl sprechen zu lassen.

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Geistige Zwangsfütterung

Der „Internationale Tag der Bildungsfreiheit“ am 15. September gerät zur Farce, solange Bildung zur Normierung junger Menschen im Sinne der herrschenden Agenda missbraucht wird.

von Bertrand Stern

Bildung — was ist das eigentlich? Vielfach ist es etwas, was man in bürgerlichen Kreisen „hat“, was man vorzeigen kann, was einem Privilegien sichert. Aus staatlicher Sicht dient Bildung zugleich der Normierung und Formung des Geistes der ihr Unterworfenen. Der Staat als Inhaber eines Monopols auf organisierte und erzwungene Bildungsvermittler nützt seine Machtstellung, um den sich Bildenden die von ihm favorisierten Weltbild-Bruchstücke aufzudrängen. Bei dieser Form der Zwangsfütterung werden junge Menschen zu Objekten gemacht, anstatt über das Wann, Wie und Was der Wissensvermittlung selbst bestimmen zu können. Dass dabei das selbstständige Denken zu kurz kommt, dass vielmehr fast nur von Autoritäten Vorgedachtes verabreicht wird, wird am derzeitigen Zustand der Gesellschaft sichtbar. An und für sich ist das Entdecken bei jungen Menschen ein Grundbedürfnis. Wird etwas, das man normalerweise freiwillig und gern ergreift, als Zwang organisiert, sollten sämtliche Alarmglocken läuten. Die Organisatoren einer solchen Bildung wollen vielleicht damit die mangelnde Attraktivität ihres Angebots kompensieren und den erwartbaren berechtigten Widerstand brechen. Sie wollen die zutiefst inhumane Prämisse ihres Handelns verschleiern, die man zusammenfassen könnte in dem Satz „Nicht für das Leben, für die Wirtschaft lernen wir“. Die menschenfeindliche Annahme, ohne die Schule blieben Menschen dumm und untüchtig, führt zu einer peinlichen Form der Selbstbeweihräucherung des Schulsystems. Der Bildungsrebell Bertrand Stern fordert vor diesem Hintergrund vehement ein Grundrecht, frei sich zu bilden.

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Früher war alles besser

Wir verklären unsere Vergangenheit, weil sie uns Stabilität zu schenken schien — dadurch fiel aber auch einiges unter den Tisch, was jetzt mit Gewalt an die Oberfläche kommt.

von Marcus Zeller

Wir kennen es normalerweise nur von sehr alten Menschen: das ewige Jammern, dass „zu ihrer Zeit“ alles besser war. Heute fühlen schon relativ junge Menschen so — und zwar auch mit Blick auf Jahre, die gar nicht so lange zurückliegen. Obwohl in der Nachkriegszeit ein Atomkrieg unmittelbar bevorzustehen schien, war man in vielem dem Anschein nach unbeschwerter — weniger von Regeln und Redetabus umstellt, von ökologischen Gewissensbissen gehemmt, die bewusst geschürt werden. Man hatte mehr Vertrauen in die umgebende Welt und sogar in das grundsätzliche Wohlwollen des politischen Personals. Wenn man tiefer gräbt, stellt man jedoch fest, dass die alte Zeit zwar ruhiger, also ereignisärmer war, jedoch alles andere als eine „heile Welt“. Es ist bei den jetzt anstehenden Weichenstellung wichtig, nicht Bewährtes als solches zu erkennen und in der Vergangenheit zu belassen. Wenn wir Neues schaffen wollen, müssen wir vorwärts, nicht zurückblicken. Ein philosophischer Essay.

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Die Eindeutigkeit der Worte

Mit „Treffer. Versenkt.“ veröffentlicht der Solibro Verlag einen neuen Titel im Kampf gegen den zivilisatorischen Zerfall.

von Andreas Engl

Der Solibro Verlag ist einer der wenigen deutschen Verlage, die ein aufklärerisch-kritisches Fundament mit entsprechendem Anspruch gewahrt haben — bereits vor Corona, aber auch nach dem Startschuss zur Pandemie. So hat sich beispielsweise der Autor Kolja Zydatiss kritisch mit der Cancel Culture auseinandergesetzt. Das Buch wurde auf Rubikon besprochen. Nun legt der Verlag einen Titel auf, um dem äußerst bedenklichen geistigen und gesellschaftspolitischen Zustand unserer Zeit Nahrhaftes entgegenzusetzen: eine pointierte Zitatensammlung verschiedenster Köpfe aus verschiedenen Zeiten. Andreas Engl hat das Buch „Treffer. Versenkt.“ von André Lecloux für Rubikon gelesen. Hier seine Rezension.

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Der stumme Frühling

Rachel Carsons Buchklassiker über den Einsatz von Pestiziden erschien vor 60 Jahren und ist noch immer höchst aktuell.

von Felix Feistel

Der Mensch führt nicht nur einen Krieg gegen Menschen, er führt auch einen Krieg gegen die Natur. Der Gebrauch von Pestiziden und anderen Giftmitteln hat seit dem Zweiten Weltkrieg enorm zugenommen — mit verheerenden Folgen. Schon 1962 erschien mit dem Sachbuch „Der stumme Frühling“ der Biologin Rachel Carson eine anschauliche Darstellung der Zerstörung, die der Mensch über die Natur bringt. Nun, 60 Jahre nach Erscheinen des Buches, lohnt sich eine erneute Lektüre: Denn zwar haben sich die Mittel geändert, doch liegt der Mensch noch immer im Krieg mit der Natur.

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Das akademische Übergewicht

Ein zu hoher Akademikeranteil in der Bevölkerung lässt eine Gesellschaft in eine destruktive Eigendynamik abgleiten.

von Thomas Eblen

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil akademisch ausgebildeter Menschen in der Gesellschaft drastisch erhöht. Man kann es an der deutlich gestiegenen Anzahl Studierender sehen, die sich in Universitäten und Fachhochschulen um einen Abschluss bemühen, um für die höhere Laufbahn in Institutionen und Ministerien oder der Wirtschaft und den Medien bereit zu sein. Manche bleiben auf der Universität, um zu lehren oder Wissenschaft zu treiben; andere gehen in Unternehmen oder in staatliche Institutionen, um dort Karriere zu machen. Durch das hohe Angebot und die relativ geringe Nachfrage entsteht einerseits ein hoher Leistungsdruck, aber ebenso ein starker Anpassungswille. Hinzu kommt noch die mediale Ehrgeizpropaganda, nach der jeder seines Glückes Schmied sein soll. Man fragt sich: Wozu werden so viele Akademiker gebraucht? Der Vorteil dieser Menschen ist — neben ihrer Intelligenz —, dass sie sich eloquent ausdrücken können und immer Argumente dafür finden, gebraucht zu werden. Das kann dazu führen, dass eine Eigendynamik entsteht, in der sie sich in irrationalen und destruktiven Verhältnissen verlaufen und wiederfinden, die sie selbst geschaffen haben. Wenn ihnen dann der Spiegel vorgehalten wird, werden sie sich entweder wortreich verteidigen oder ebenso wortreich leugnen, um für nichts verantwortlich sein zu müssen — gerade weil ihnen so viel einfällt, wie es Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus einmal treffend festgestellt hat. Zu diesem Thema gibt es ein interessantes Video von dctb.tv, in dem Alexander Kluge mit Götz Aly über sein Buch „Vordenker der Vernichtung“ spricht. Darin beschreibt er eindrücklich das Wirken der akademischen Klasse.

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Das Euro-Dilemma

Sowohl Zinserhöhungen als auch der Verzicht darauf können die europäische Wirtschaft in die Bredouille bringen — es droht ein dramatischer Absturz unserer Währung.

von Christian Kreiß

Wie man’s macht, macht man’s falsch. Die EZB steht derzeit vor einem kaum zu lösenden Dilemma. Erhöht sie den Leitzins, wie zuletzt geschehen, so steigt die Gefahr der Überschuldung für Staaten und Einzelpersonen. Erhöht sie ihn nicht, kann das verstärkte Inflation und steigende Importpreis bedeuten — beides tödlich für die Wirtschaft. Die Folgen der Krise sind jetzt schon deutlich zu spüren. In den letzten 18 Monaten hat der Euro gegenüber dem Dollar etwa 20 Prozent seines Wertes verloren und wird momentan eins zu eins zum Dollar gehandelt. Auch zum Schweizer Franken, zum chinesischen Yuan und insbesondere zum Rubel hat der Euro in den letzten Jahren deutlich an Wert verloren (1). Von einem Zusammenbruch des Euro würden vor allem unsere globalen Konkurrenten, die USA und China, profitieren. Welche Auswirkungen könnte das auf uns haben?

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Das mußefreie Leben

Im Eifer der ununterbrochenen Selbstoptimierung versperren wir den Zugang zu unserem inneren Ruhepol und damit auch zu unserer kreativen Schöpferkraft.

von Reimar Kanis

Menschen verbringen viel Zeit mit unproduktiven und ineffizienten Handlungen, und manche Zeitgenossen meinen sogar, ein solches Verhalten sei vorteilhaft für die Gesundheit oder fördere gar das Wohlbefinden. Entspannung und Chillen (= Nichtstun!) nennen es die jungen Leute. Auch von Work-Life-Balance ist heute viel die Rede — und wenn die Leute keinen Burnout haben, dann leiden sie ziemlich sicher am Boreout. Es ist schon erstaunlich, was für Krankheitsbilder erfunden werden, um ein „Recht auf Faulheit“ zu rechtfertigen. Aber Geld wächst nicht auf Bäumen, und das Leben ist keine Wellness-Oase! Der Fortschritt der Menschheit wird gewiss nicht durch Nichtstun vorangetrieben. Um allzu leichte und bequeme Formen des Müßiggangs zu vermeiden, bietet der Autor hier ein paar Grundgedanken und einfache Handlungsanweisungen an, die den geneigten Leserinnen und Lesern Auswege aufzeigen sollen, um ihr Leben gänzlich dem Effizienzgedanken unterzuordnen und keine Sekunde nutzlos verstreichen zu lassen.

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Der selbstzerstörerische Vasall

Pünktlich zum Beginn der Taiwankrise verstärkt Deutschland seine Militärpräsenz im Indopazifik und nimmt dort an US-geführten Übungen teil.

von Rubikons Weltredaktion

Eine Allianz aus FDP und Grünen spielte 2021 die Rolle des Königsmachers. Heute wird der deutsche Bundeskanzler von dieser Allianz toleriert und verzichtet dafür offenbar auf die Ausübung seiner Richtlinienkompetenz in der Außenpolitik. Seitdem erleben wir einen Vasallengehorsam Deutschlands gegenüber den USA, der bis zur Selbstaufgabe reicht. Er führte beziehungsweise führt zur Vergiftung der Beziehungen mit Russland und China, durchaus gewollt aus Sicht der USA und der deutschen Grünen. Das ist besonders beschämend angesichts der Tatsache, dass beide Großmächte an guten Beziehungen zu Deutschland interessiert waren und das Land als Hoffnungsträger sahen.

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Das Versagen der Kirche

Zur Coronazeit bestand eine besonders unselige Verbindung zwischen Staat und Kirche.

von Hanns-Martin Hager

Seit Jahrhunderten besteht im christlich geprägten Europa eine untrennbare Verbindung zwischen weltlicher und geistlicher Obrigkeit. Beide Institutionen haben vor etwa 1.600 Jahren eine Art Ehe geschlossen — zum wechselseitigen Nutzen. Die weltlichen Machthaber statteten die Kirchenfürsten mit entsprechenden finanziellen Mitteln und Privilegien aus, und die kirchlichen Machthaber segneten quasi als Gegenleistung die staatlich verfügten, nicht selten heiklen, ja umstrittenen politischen Entscheidungen mit frommer Geste ab. Was im Namen Gottes gebilligt wurde, besaß eine Legitimität höherer Ordnung. Staat und Kirche stärkten so gegenseitig ihre Autorität. Banaler ausgedrückt: Eine Hand wäscht die andere. Geschlossen wurde diese religionspolitische Zweckehe zwischen Thron und Altar infolge der Konstantinischen Wende. Nach Jahrhunderten der Verfolgung war das Christentum zur Staatsreligion geworden. Von nun an teilte man sich in den weltlichen Herrscherhäusern die Macht mit der Kirche. Das Volk war zum einen tiefgläubig, aber eben auch nicht selten skeptisch gegenüber den politischen Zielen der Monarchen. Der kirchliche Segen über allen wichtigen säkularen Entscheidungen ebnete die Bahn für jedes staatliche Vorhaben und sicherte die Gefolgschaft des Volkes. So konnte man die Untertanen willig überall hinführen, besonders in die opferreichste politische Situation — in den Krieg. Und so läuft es noch heute.

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Woke Grapscher

Manche halten es für besonders aufgeklärt, Frauen als „Menschen mit Uterus“ zu bezeichnen — das ist nicht progressiv, es ist zutiefst sexistisch.

von Roberto J. De Lapuente

Noch hat es sich nicht ganz durchgesetzt, nur die taz macht es hin und wieder: Sie stattet Menschen mit Geschlechtsattributen aus, um nicht „Mann“ oder „Frau“ sagen zu müssen. Dann spricht man etwa von „Menschen mit Vagina“ und „Menschen mit Penis“. Das sei schließlich aufgeklärter, denn es gäbe ja auch Frauen mit Penissen und Männer mit Vaginen. In den sozialen Netzwerken geht man teilweise sogar noch tiefer unter die Bauchdecke. Dort liest man allenthalben von „Menschen mit Uterus“ oder „mit Gebärmutter“. Manche gebrauchen diese Umschreibung mittlerweile ohne Scheu, obwohl es eigentlich unterste Schublade ist, Personen nach ihren Sexualorganen zu benennen.

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Das erschöpfte Gehirn

Die Angst vor Veränderung zu überwinden benötigt mentale Energie, die oft nicht aufgebracht werden kann, doch uns stehen Möglichkeiten bereit, sie wieder in vollem Umfang zu erschließen.

von Michael Nehls

Das Frontalhirn beherbergt die Exekutivzentrale unseres Gehirns. Sie reagiert auf die Umwelt und verändert sie zugleich, indem sie Ideen generiert, Entscheidungen trifft und sie umsetzt. Hierfür nutzt sie — je nach Bedarf — zwei ganz unterschiedliche Denksysteme: System I und System II. System I, das schnelle Denken, umfasst das „Abspulen“ von erlernten Verhaltensweisen. Damit sind wir zwar reaktionsschnell, machen aber auch leicht Fehler, wenn wir vor völlig neuen Aufgaben stehen. Solche Fehler zu vermeiden ist Aufgabe von System II, dem langsamen Denken, bei dem wir — im Gegensatz zu System I — tatsächlich nachdenken. System-II-Denken erfordert jedoch viel mentale Energie. Da diese limitiert ist, schaltet unser Gehirn System II nur im Bedarfsfall ein. Für die Entdeckung dieser komplementären Denksysteme wurde im Jahr 2002 der Wirtschaftsnobelpreis verliehen. Doch bisher war nicht bekannt, woraus die mentale Energie besteht, die System II benötigt, was sie limitiert und wie sie sich, in der Regel über Nacht, regeneriert.

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Die Peinlichkeitsfalle

Auf Demos sollten wir unseren Gegnern mit Klamauk und Clownerie keine Steilvorlage für Angriffe liefern — besser ist es, der Situation gemäß ernsthaft zu bleiben.

von Anke Behrend

„Das hier ist keine Spaßveranstaltung!“ Der Sinngehalt dieses Lehrerspruches sollte nach Ansicht der Autorin auf Demonstrationen für das Grundgesetz und die Freiheit von den Teilnehmern beherzigt werden. Wenige Wochen zuvor warnte im Rubikon Jochen Förster mit seinem Beitrag „Die Ernsthaftigkeitsfalle“ davor, auf ebendiesen Demos die Heiterkeit zu tabuisieren, da sie doch Ausdruck der Lebensfreude sei, für die es sich zu kämpfen lohne. Die Autorin dieses Beitrags erwidert in ihrer Replik, dass diese Albernheiten die Fernsehkameras anzögen wie faules Obsts einen Fliegenschwarm. Diese ebenso infantilen wie ulkigen Gesangs- und Tanzeinlagen bieten der Mainstream-Presse die — aus ihrer Sicht — dankenswerten Steilvorlagen, um die gesamte Bewegung als eine Ansammlung gefallsüchtiger Spinner abzutun. Zugleich bieten die Themen, um die sich diese Demos drehen, gar keinen Anlass für derlei Klamauk. Denn schließlich geht es um nichts Geringeres als die Verteidigung unserer essenziellen Grundfreiheiten. Wenn an diesen gesägt wird, ist definitiv Schluss mit lustig!

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Frei und doch verbunden

Ein selbstbestimmtes Leben und Wirtschaften jenseits von kapitalistischen Märkten ist möglich.

von Margit Geilenbrügge

Die neoliberalen Strategien der Spaltung, Vereinzelung und Beherrschung des Menschen hinterlassen eine breite Spur psychischer und sozialer Verwüstung. Denn sie stehen den menschlichen Grundbedürfnissen nach Verbundenheit und freier Selbstentfaltung diametral entgegen. Doch nahezu unbemerkt von der öffentlichen Wahrnehmung breitet sich weltweit eine Bewegung aus, die Freiheit, Verbundenheit und Fairness zu den Leitlinien ihres Zusammenlebens macht. Jenseits des kapitalistischen Marktes und eines dirigistischen Staates vollzieht sich — auf dem Nährboden eines nicht hierarchischen Miteinanders — eine ökosoziale Transformation, die die Selbsttransformation ihrer Mitglieder einschließt.

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Die Mathematisierung der Wissenschaft

Mathematische Simulationsmodelle bildeten die Grundlage für die Corona-Maßnahmen — wegen ihres Objektivitätsanspruchs wurden sie kaum hinterfragt.

von Wolfram Rost

Innerhalb von nur wenigen Tagen kam es im März 2020 zu einer tiefgreifenden und nachhaltigen Veränderung des gesamten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens der Bundesrepublik Deutschland. Eine Reihe elementarer demokratischer Grundrechte und Freiheiten wurden auf administrativem Wege außer Kraft gesetzt und die Wirtschaftsleistung des Landes heruntergefahren. Begründet wurde dies damit, dass die Bevölkerung vor einem tödlichen Virus geschützt werden müsse. Als Grundlage und Maßstab für die Beschlüsse sollten allein die Erkenntnisse der Wissenschaft gelten. Eine besondere Rolle spielten dabei mathematische Modellrechnungen, die massive Ausbrüche von COVID-19 mit vielen Millionen von Todesopfern prophezeiten, wenn nicht sofort und energisch gehandelt würde. Der auf diese Weise von der Bundesregierung eingeleitete Lockdown wurde von allen im Bundestag vertretenen Parteien mitgetragen und traf innerhalb der in Angst versetzten Bevölkerung auf eine breite Zustimmung und ein gehorsames Mitmachen. Ein Hinterfragen der den politischen Entscheidungen zugrunde liegenden mathematischen Modelle und Prognosen im Hinblick auf möglicherweise vorhandene Interessenlagen bestimmter Gruppen oder wirtschaftlicher Bereiche der Gesellschaft fand öffentlich dagegen kaum statt.

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The Psychology of TikTok Duets: Analyzing Collaborative Content